Auszug - Genehmigung des Protokolls über die Bereisung vom 16.06.2022  

Bemängelt wurde, dass das Protokoll kaum inhaltliche Aussagen enthalte und daher die Diskussionen der Bereisung kaum wiedergebe. Begründet wurde dies seitens der Verwaltung mit der Zielsetzung, das Protokoll schlank zu halten und zügig fertigzustellen. Außerdem sei ein Protokoll aufgrund der vielfältigen, zeitgleich stattfindenden Gespräche der Teilnehmer praktisch nicht umfänglich führbar.

Das Protokoll wurde daraufhin mit einer Ja-Stimme, zwei Nein-Stimmen und acht Enthaltungen nicht genehmigt.

Antwort der Verwaltung zu der Frage von Herrn Hohls zur Definition des günstigen Erhaltungszustands der Flussperlmuschel:

Die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie 92/43/EWG) verpflichtet die Mitgliedstaaten in Artikel 11 zur Durchführung eines allgemeinen Monitorings des Erhaltungszustandes der Arten und Lebensraumtypen gemeinschaftlichen Interesses. Hierzu wurde zwischen Bund und Ländern ein bundesweit einheitliches Vorgehen für die Erfassung und Bewertung der FFH-Schutzgüter abgestimmt. Grundlage für die Beurteilung des Zustands ist die wiederkehrende Erfassung (Monitoring) der Arten – hier der Flussperlmuschel – und Lebensraumtypen sowie ihrer Lebensumstände. Die Bewertung des Erhaltungszustands erfolgt in der Regel durch die jeweiligen Fachbehörden der Länder sowie des Bundes.

Auf der Ebene des Einzelgebietes spricht man von dem Erhaltungsgrad. Kriterien der Bewertung der Flussperlmuschel sind gemäß den Bewertungsschemata der „Zustand der Population“ (Populationsgröße und -struktur), die „Habitatqualität“ (u.a. Lebensraumstruktur, Substrat) und „Beeinträchtigungen“ (u.a. Nährstoffeintrag). Das vollständige Bewertungsschema für die Flussperlmuschel mit den Parametern für die Zuordnung zu den Wertstufen A – Hervorragend, B – Gut sowie C – Mittel bis schlecht ist als Anhang beigefügt (Auszug aus BfN & BLAK 2017: Bewertungsschemata für die Bewertung des Erhaltungsgrades von Arten und Lebensraumtypen als Grundlage für ein bundesweites FFH-Monitoring; BfN-Skripten 480). Gemäß dem Standarddatenbogen für das FFH-Gebiet Nr. 86 „Lutter, Lachte, Aschau (mit einigen Nebengewässern) ist der Erhaltungsgrad der Flussperlmuschel in diesem Gebiet „gut“ (Stand der Bewertung: 2018).

Von besonderer Bedeutung für die Zielerreichung gemäß der FFH-Richtlinie ist der Erhaltungszustand der FFH-Schutzgüter – hier der Flussperlmuschel – auf der Ebene der biogeographischen Regionen. Der Landkreis Celle liegt vollständig in der atlantischen Region. Die Bewertung erfolgt nach einem einheitlichen Schema alle sechs Jahre für den sogenannten FFH-Bericht zum einen durch die einzelnen Bundesländer für ihren Zuständigkeitsbereich und zum anderen auf Bundesebene für die Meldung an die Europäische Kommission.

Gemäß dem nationale FFH-Bericht von 2019 ist der Erhaltungszustand der Flussperlmuschel in der atlantischen Region „ungünstig-schlecht“ (Stufe U2; von FV = günstig, U1 = ungünstig-unzureichend, U2 = ungünstig-schlecht). Die einzelnen Bewertungen sind Verbreitungsgebiet – U2, Population – U2, Habitat – U2, Zukunftsaussichten – U1 (nationaler FFH-Bericht 2019).

In ganz Niedersachsen und auch in der ganzen atlantischen Region Deutschlands bestehen nur (noch) zwei Vorkommen, ein sehr kleines im Landkreis Uelzen und das Vorkommen in der Lutter (und der Lachte) im Landkreis Celle. Der Erhaltungsgrad dieses Vorkommens ist mit „gut“ bewertet. Dies ist ausschließlich auf das von den Landkreisen Celle und Gifhorn getragene Lutterschutzprojekt und das intensive Engagement vieler weiterer Akteure wie u.a. dem Unterhaltungsverband Lachte zurückzuführen. Aufgrund der „ungünstig-schlecht“ Situation der Flussperlmuschel in der atlantischen Region kommt dem Erhalt des einzigen guten Vorkommens eine herausragende Bedeutung zu.